Friedrich Werner

Man würde Friedrich Werner jun. In seinem Wirken in der Gemeinde nicht gerecht werden, wollte man ihn nur von seiner Tätigkeit in dem erlernten Beruf als Tischler hier beurteilen. Es sei daher erlaubt, alle Seiten seines Wirkens zu beleuchten. Friedrich Werner jun. wurde das Amt des Fleisch- und Trichinenbeschauers übertragen. Er erwarb sich große verdienste um den Aufbau und die Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr. 1927 übertrug man ihn die Leitung des Spielmannzuges, der bald viel zur Bereicherung örtlicher und außerörtlicher Veranstaltungen beitrug.

Als der zweite Weltkrieg ausbrach, wurde auch Friedrich Werner zum Heeresdienst einberufen, bald darauf aber wegen seines Alters wieder freigegeben, um für die Ortsfeuerwehr zur Verfügung zu stehen. Er übernahm die Führung der Wehr und setzte die Anschaffung einer Motorspritze durch. Bei dem Kampf um Höfingen in den letzten Kriegstagen traf es Friedrich Werner und seine Familie schwer. Sein Haus geriet durch Beschuss in Brand und brannte völlig nieder. 1946 wurde er zum Gemeindebrandmeister gewählt, trat aber 1954 zurück. 1952 wählten ihn die Bürger in den Gemeinderat. Er führte das Amt des Bürgermeisters von 1954 bis 1961. Mit Erreichung des Rentenalters trat er von den öffentlichen Ämtern zurück und widmete sich nur noch seiner Tischlerei, der Landwirtschaft und im Winter seiner Lieblingsbeschäftigung als Fleisch- und Trichinenbeschauer. Es war ihm Symbol für das menschliche Dasein überhaupt, wenn er sagte: 'Von der Wiege bis zum Sarge muss der Mensch den Tischler haben'. In diesem Sinne wirkten Vater und Sohn.

Als 1959 der Vater starb, nahm Friedrich Werner größere Aufträge für seine Tischlerei nicht mehr an. In vielen Fällen bezog er auch schon Särge von dem Sarghändler Bültel in Hessisch Oldendorf. Aber die alteingesessenen Bürger der Gemeinde legten Wert darauf, in einem massiven Eichensarg zur letzten Ruhe gebettet zu werden. Auf den meisten Hofstellen wurde nach alter Sitte Eichenbretter zur Sargherstellung gelagert, Die Bearbeitung der eichenen Bretter zur Sargherstellung mit dem Handhobel war eine schwere Arbeit, die soeben in 2 Tagen geschafft werden konnte. Das Einsargen des Verstorbenen in Gegenwart der Angehörigen und das Abschiednehmen nahm Friedrich Werner sehr ernst. Er war mit dem Herzen dabei.

Der Gründer der Molkerei Höfingen, Heinrich Mackensen ließ sich von Friedrich Werner schon zu Lebzeiten einen eichenen Sarg nach Maß anfertigen und ins Haus bringen. Wer Heinrich Mackensen gekannt hat, weiß, dass diese Vorsorge aus seiner natürlichen Einstellung zu den unabänderlichen Dingen des menschlichen Lebens und aus seinem geraden Wesen und Charakter zu verstehen ist. Nach Jahren wurde er so in der Familiengrabstätte neben seine Lebensgefährtin, die ihm vorausgegangen war, zur letzten Ruhe beigesetzt.

Auch für Friedrich Werner kam die letzte Stunde schneller, als er gedacht hatte. Er starb nach einem Herzanfall in der Praxis seines Hausarztes im 85. Lebensjahr. Seine Grabstätte hatte er beim Tode seiner Frau schon bereitet und seinen Grabstein gewählt, der einen Tischlerhobel als Symbol seiner Lebensauffassung und seines Strebens zeigte; denn sein Lieblingslied war das Hobellied von Ferdinand Raimund, Schauspieler und Dramatiker in Wien, 1790 � 1836, aus seinem Zaubermärchen (1834), vertont von Conradin Kreutzer im gleichen Jahr: Da Streiten sich die Leut` herum, wohl um den Wert des Glücks, der eine heißt den andren Dumm, am End` weiß keiner nix. Da ist der allerärmste Mann dem anderen viel zu reich : Das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alle gleich. Und die dritte Strophe ist gewissermaßen sein Bekenntnis:

Zeigt sich der Tod einst, mit Verlaub und zupft mich: 'Brüderl Kumm!' Da stell ich mich im Anfang taub und schau mich gar nicht um. Doch sagte er: 'Lieber Friedrich (Valentin) mach keine Umständ`, geh!' da leg ich meinen Hobel hin und sag der Welt ade!'

Mit Friedrich Werner ist das Tischlerhandwerk in unserem Dorf erloschen.

s. auch 'Sparkasse'