Der Süntel



Der Süntel ist einer der typischen kompakten Bergstöcke des Weserberglandes, die diesem Landschaftsraum sein Gepräge geben. Er liegt zwischen Bad Münder und Hessisch Oldendorf und ist vor allem im Süden durch tiefe Täler zerschnitten. Hier treten besonders am Hohenstein die Jurakalke als eindrucksvolle Felswände zutage. Wegen seiner geologischen und botanischen Raritäten wurde das Gebiet schon früh unter Naturschutz gestellt. Während der benachbarte Deister von mehreren Verkehrswegen durchzogen ist, lässt die geologische Beschaffenheit des Süntels dieses nicht zu. Den Süntel kann man nur erwandern - oder mit dem Mountain-Bike erkunden.

Geologische Besonderheiten des Süntels sind die Riesenberghöhle bei Langenfeld als größte Tropfsteinhöhle Niedersachsens, die für Besucher geöffnete Schillat-Höhle, der höchste natürliche Wasserfall Niedersachsens an der Höllenmühle bei Langenfeld und das Hohenstein-Plateau mit hohen Felswänden und tiefem Spaltensystem. Historisch interessant ist das Dachtelfeld, eine über 100 ha große Hochebene. Aufständische Sachsen vernichteten hier im Jahr 782 einen Teil der fränkischen Besatzungstruppen, was noch im gleichen Jahr von Karl dem Großen durch das Blutgericht von Verden gerächt wurde. Der Hohenstein gilt als alte germanische Kultstätte, die dem Gott Donar gewidmet war. Um diesen Berg und seine Felsvorsprünge Hirschsprung, Grüner Altar und Teufelskanzel ranken sich zahlreiche alte Sagen.

Im westlichen Süntel finden sich die Überreste der frühgeschichtlichen bis mittelalterlichen Wallanlage Amelungsburg und der Burg Roden. Aus jüngerer Vergangenheit stammen Spuren des Kohlebergbaus im südöstlichen Teil des Süntels bei Bad Münder (Güllichstollen, Bertastollen, ..) . Zwischen 1933 und 1938 entstand im Auftrag der Stadt Hameln das damalige Horst-Wessel-Denkmal. Im Süntel befand sich eine US-Radarstation auf der Hohen Egge und ein Nato-Depot bei Hülsede. Wie auch viele andere Waldgebiete gibt es für den Süntel zahlreiche Sagen. Eine der bekanntesten ist die Sage vom Baxmann, nach der sich der Bösewicht immer noch an der Baxmannquelle in der Nähe der Baxmann-Baude aufhält, wohin er verbannt wurde, um die Quelle mit einem Fingerhut auszuschöpfen.

Eine botanische Rarität stellen die Süntelbuchen dar, von denen es im Süntel (Dachtelfeld und Bleeksgrund) noch knapp ein Dutzend älterer Exemplare gibt. Der letzte große Süntelbuchenwald auf der Westeregge wurde 1843 fast vollständig gerodet. Diese Mutation einer gewöhnlichen Rotbuche zeichnet sich durch ihre außerordentlich bizarren Kronen und tief herabhängenden Äste aus. Man findet zahlreiche, selten gewordene Blumenarten wie Frauenschuh und Geflecktes Knabenkraut. Neben Reh- und Schwarzwild gibt es im Süntel auch Muffelwild.

Der Süntelsandstein wurde für viele bekannte Bauten der Umgebung verwendet, wie z. B. beim Rattenfängerhaus in Hameln. Der Hohensteinfelsen dient Kletterern und Alpinisten als Trainingsgelände.

Die mystischen Schluchten mit den vielen malerischen Bächen, die Felsen und Klippen, die ausgedehnten Buchenhaine - an so vielen Plätzen und Orten im Süntel erwarten den Wanderer unvergessliche Erlebnisse.



Die Seele wird vom Pflastertreten krumm.
Mit Bäumen kann man wie mit Brüdern reden
und tauscht bei ihnen seine Seele um.
Die Wälder schweigen.
Doch sie sind nicht stumm.
Und wer auch kommen mag, sie trösten jeden.
Erich Kästner

Nebel im Süntel!




Fotos: j.s. (21.12.21)

Der Hohenstein über den Wolken!


Foto: Markus Deiter (12/21)

Woher hat der Süntel seinen Namen?

Durch Zufall bin ich über eine weitere Interpretation des Namens Süntel gestolpert. In dem 'Wegweiser durch die Landwirtschaft des Landkreises Springe' von 1964 hatte sich mit unserer Frage schon einmal der Autor mit dem Institut für Geographie und Länderkunde sowie dem Germanistischen Institut der Universität Münster beraten. Hier wird 'unsere' Interpretation (S. Süntel-Fragen Nr. 22), dass der Name sind entweder aus dem 'Sonnental' oder aus der Herleitung des Wortes von 'Sünte' (Sanctus) = heilig (Externsteine, heiliges Tal) widersprochen. Aus karolingischer Zeit gäbe es die Wörter Sundtal beziehungsweise Sundal. Diese Worte haben die Bedeutung von 'abgesondert, vom umliegenden Land sich hervorhebend'. Das würde ja auch für unseren Wald gut passen. Im Laufe der Zeit (Abschreibfehler, Fehlerteufel, veränderte Sprachgewohnheit...) ist dann eben Süntel daraus geworden. Gert Hahne