Von Höfingen und Umgebung

Durch die Ereignisse des zweiten Weltkrieges veränderte sich die Bevölkerungsbewegung schnell wie nie zuvor. Im ersten Halbjahr des 20. Jahrhunderts waren in Höfingen Einwohner und Wohngebäude zahlenmäßig ziemlich gleich geblieben. Das Dorf bestand im Jahr 1900 aus 46 Hof- und Hausstellen mit gleicher Anzahl Hausnummern und 248 Einwohnern. Im Jahr 1939 betrug die Anzahl der Hausnummern 50 und Einwohner 257.

1950 war die Anzahl der Einwohner auf 540 gestiegen, Evakuierte und Ausgebomte aus Großstädten, sowie Heimatvertriebene aus Ostdeutschland waren die Ursache.

Veränderungen von 1950 bis 2000:

Eine Hausstelle fiel durch Abriß weg und 64 Wohngebäude (Neugründungen) entstanden nach 1956 (davon 13 bei Ferdinand Dohme). 15 Hausstellen aus der Zeit vor 1939 wurden zwischen 1960 und 2000 verkauft. Im Jahr 2000 bestand Höfingen aus 112 Wohngebäuden und rund 480 Einwohnern.

Mietwohnungen gab es früher in Dörfern selten und wenn schon, dann waren es alte Leibzuchthäuser (Altenwohnungen) auf Bauernhöfen. In Höfingen waren um 1935 vermietet: Die Häuser Neue Heerstraße Nr. 1, Nr. 38 Obergeschoß (Sempf) und am Benser Weg Nr. 5 (alt). Zeitweise hatten Familien junge Eheleute aufgenommen bis sie eine geeignete Wohnung gefunden hatten, in Texas Nr. 20 um 1922 und Nr. 4 um 1935.

Die nach 1900 erbauten großen Bauernwohnhäuser Dohme, Schaper und Bartling, mit ihren etwa 12 Räumen sind nicht zum Vermieten mit abgeteilten Wohnungen eingerichtet. Vom Eigentümer bewohnt waren nur Zimmer zum Schlafen. Am Tag hielten sich alle im Zwischenbau auf, hier waren Wohnzimmer (Stube) und Küche.

Nach 1960 wurden auch auf dem Lande die neugebauten Wohnhäuser durch einen besonderen Eingang zu den Etagen und Dachgeschoß eingerichtet.

Mit Tannen wurden nach dem Kriege (1960?) in der Höfinger Feldflur fünf Grundstücke bepflanzt. Drei Eigentümer wußten nicht, was sie sonst mit ihrem Grundstück anfangen sollten, nachdem sie die Landwirtschaft aufgegeben hatten. Die anderen Ackerflächen waren mit Maschinen zu bewirtschaften ungeeignet.

Reich an Forellen und Mayfischen waren unser Nähren- und Pötzer Bach um die Jahre 1775. Sie zu fangen waren berechtigt die Herrschaft zur Schaumburg und das Stift Fischbeck. Als später die Gemeinde Höfingen bis an ihre Grenze Eigentümer der Fischgewässer war, wurden sie meistbietend verpachtet. Es war verboten, Forellen während der Laichzeit, ab Oktober, zu fangen.

Älteren Personen ist bekannt, daß um 1925 viele Fische sich in den Gewässern befanden. Man fing sie mit einer Angel und unter herabhängenden Ufern mit der Hand. Die Pächter wechselten öfter, die neuen setzten meistens junge Forellen aus. In den 1950er Jahren und später waren es drei Höfinger Personen, welche sich für den Fischfang interessierten.

Seit der Gebietsreform 1973 ist die Stadt Hess. Oldendorf Eigentümerin der Gewässer. In der Gemarkung Fischbeck, von den Höfinger Brücken in Mexiko bis zur Eisenbahnbrücke, sind die Gewässer verpachtet. Jungfische werden bei Bedarf ausgesetzt. Von der Eisenbahnbrücke bis zur Weser ist Überschwemmungsgebiet und gehört zur Weserfischerei. Oberhalb Mexiko sind in den Bächen keine Forellen bemerkbar.

Forellen in Fischteichen aufziehen war eine Erscheinung in den 1950er Jahren. In Höfingen legte Ferdinand Dohme auf seinem Grundstück hinter dem Resebrink drei Teiche an, Heinrich Werner einen am Haddeser Graben und Fritz Gerberding einen in der Grund am Kleinen Finnenberg. Nach etwa zehn Jahren ging dieser Nebenerwerb zu Ende.

Der Pötzer Bach wurde von Pötzen bis oberhalb Texas Ende der 60er Jahre mit Schalen aus 10 cm breiten, dünnen Brettern ausgelegt, die Schalenbreite betrug 1m und die Seitenhöhe 20 cm. Nach einigen Jahren waren sie vom Hochwasser hochgehoben und beschädigt. Es dauerte nicht lange, da war alles zerstört. Anschließend (1983) legte man den Bach mit Betonschalen aus. Aber die Umweltschützer waren wegen der Umweltzerstörung dagegen, so daß sie wieder entfernt werden mußten. Nun hat der Bach wieder seinen Urzustand erhalten.

An gesperrte Straßen, wegen Frostaufbrüchen, in den Jahren 1950 bis etwa 1970, können sich nur ältere Menschen erinnern. Der Straßenzustand nach dem zweiten Weltkrieg war schlecht, weil der Unterbau meistens fehlte. Als in den genannten Jahren die schweren Lastkraftwagen aufkamen, hielten die Straßendecken das Gewicht nicht aus und wurden eingedrückt. Das geschah meistens nach längeren Frostperioden, wenn der Boden weich war, daher der Name Frostaufbrüche. Defekte Straßenabschnitte gab es dann überall und waren bis zur Erneuerung für Lastkraftwagen oder auch für sämtliche Kraftfahrzeuge gesperrt.

In Dörfern befand sich neben den Straßen meistens auf beiden Seiten ein Graben, wenn er nicht immer Wasser führte, war er mit Gras und Unkraut bewachsen. Hühner fanden darin reichlich Nahrung (kleine Lebewesen). Der Graben war auch der Brennholzlagerplatz, das aus dem Walde herangeschafft, wenn sonst kein Platz vorhanden war. Es ruhte auf quer über den Graben liegenden Hölzern, damit der Wasserlauf nicht gestört wurde. Das Zerkleinern des Holzes fand am Rand der Fahrbahn statt, nämlich Sägen- und Brakenhacken.

Brauchwasser nahmen die Bewohner in Texas, in den Hausstellen Nr. 12-31, östlich der Brücke, früher aus der Quelle im Graben südlich der Hauptstraße in km 19,985, in der Nähe des Hauses Nr. 31. Nach mündlicher Überlieferung bauten die Hausbesitzer Texas 20 und 24 um 1906 einen Brunnen auf ihrem Grundstück. Um 1930 besaßen alle sieben Hausbesitzer (12-31) einen Brunnen. Die Wasserleitung besteht seit 1962.

Anschluß an das Stromnetz Wesertal bekamen Bensen und Haddessen 1913, (Höfingen 1923). Ein Transformator stand zwischen den beiden Dörfern bis etwa 1955.

Der Finnenberg ist mit Tannen bewachsen und bescherte den Anliegern zum Feueranzünden Tannenzweige, Kronen und Tannenzapfen. Seit 1920 war der erste Bestand begehbar, denn er wurde alle Jahre gelichtet (durchgehauen). Das Brennmaterial wurde auf Handwagen, Schieböcken und auf den Rücken von Männern, Frauen und Kindern transportiert. Holzsammler sollten im Walde keine Schneidewerkzeuge besitzen. Ein Erlaubnisschein zum Holzsammeln (50 Pfennig) war erforderlich.

Draußen arbeitende Personen konnten Anfang des 20. Jahrhunderts wegen Arbeitspausen und Arbeitsende ohne Uhr auskommen. Als nämlich in Betrieben Arbeitsmaschinen mit Dampfmaschinen angetrieben wurden, konnte man dessen Signale für die Arbeiter zu Pausen, Arbeitsanfang und Ende draußen weithin wahrnehmen. Das Sirenengeheul von der Stuhlfabrik Brautlecht in Hess. Oldendorf war oft in Höfingen zu hören.

Kantinen gab es bis etwa zur Mitte des 20. Jahrhunderts in Fabriken nicht. Manche Arbeiter in einer Fabrik oder in einem anderen Betrieb, in einer Entfernung bis etwa drei Kilometer von Zuhause, bekamen ihr Essen jeden Mittag von ihrer Frau gebracht. Damit es heiß blieb, nähten Frauenhände Hüllen aus Wollstoff u.a. passend zum Essentopf. Ein Wollstrumpf erfüllte den gleichen Zweck. - In Groß Berkel wird erzählt, daß jeden Mittag eine andere Frau die Essenspötte, in zwei großen Körben untergebracht an einer Schanne über die Schulter, zu den Männern in die Fabrik in Klein Berkel brachte.

Mit freiwilligem Arbeitsdienst versuchte man im Jahr 1931 Arbeitsstellen zu schaffen. Arbeitslose sollten bei Straßenbauarbeiten und Kultivierung von brachliegenden Flächen eingesetzt werden. Mit Mitteln der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung wurde der Einsatz finanziert.

In Pötzen, bei der Landwehr, wurde vom Arbeitsdienst eine ehemalige Waldfläche in Ackerland verwandelt. Der Wandel vom freiwilligem Arbeitsdienst zum Reichs-Arbeitsdienst geschah im Jahr 1935.

In Wohnhäusern, vor etwa 1875 erbaut, mit einem oder zwei Kellerräumen befand sich die Treppe für den Zugang oft in einem Zimmer. Über den Einstieg war eine Klappe zum hochheben angebracht.

In Wohn-, Büro- und ähnlich benutzten Räumen sind heute (2000) die Wände hell ausgestattet und zwar mit Farbe oder einfarbigen Tapeten.

Ähnlich waren die Wände in Arbeiterwohnungen vor hundert Jahren, aber nur mit einem Kalkanstrich versehen.

In der Zwischenzeit waren gemusterte Tapeten, vor allem mit Blumen, große Mode, die Auswahl war reichhaltig.

Zimmertürrahmen bestanden früher aus Holz mit einer zwei bis drei Zentimeter hohen, auf den Fußboden liegenden Hartholzschwelle. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurden sie von Metallrahmen verdrängt, bei denen es eine auf den Fußboden liegende (erhöhte) Schwelle nicht mehr gibt.

Vor dem zweiten Weltkrieg gab es noch keine Müllabfuhr in Dörfern wie heute. Es gab nur wenig Verpackungsmaterial, Blech war selten dabei. Das meiste wurde im Ofen verbrannt.

Backsteine von abgerissenen und umgebauten Gebäuden wurden früher wieder verwendet. Natürlich wurde der anhaftende Mörtel mit einem Beil abgeschlagen. Auch den festanhaftenden Zementmörtel versuchte man manchmal zu entfernen, was aber nicht immer gelang. Ganz besonders waren gebrauchte Backsteine nach dem zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau begehrt, als neue noch nicht hergestellt wurden. Seit etwa 1970 ging allmählich die Wiederverwertung zu Ende.

Wenn jemand sich um 1928 ein Wohnhaus außerhalb des Wohngebietes baute, mußte er für einen Weg dort hin und für den Stromanschluß selbst sorgen. Wasserleitungen und eine Abwasserentsorgung fehlte in Dörfern.

Wohnungsnot besteht um die Jahrtausendwende nicht mehr, bis etwa 1980 war sie hoch. Der Wohnungsbau ist ganz zum Erliegen gekommen. Altbauwohnungen, besonders die Fachwerkhäuser sind, wenn sie die Besitzer verlassen haben, oft nicht bewohnt. Wenn sie zum Verkauf angeboten werden, findet sich als Käufer selten jemand.

Vor Beißners Mühle wurden im Jahr 1943 die Reste der Silberpappel entfernt, die auf ein Alter von 600-700 Jahren geschätzt wurde. Der Durchmesser betrug um die drei Meter und die Höhe nur etwa 15 Meter. Innen war der Stamm hohl und das gesunde äußerliche Holz (ähnlich wie ein Mantel) betrug etwa 25 Zentimeter. (Siehe Chronik Seite 140).

Zwei Pyramidenpappeln, 40 Meter hoch, standen bis 1940 mitten in Höfingen. Im Anfang des 20. Jahrhunderts waren solche hohen Bäume noch an vielen Stellen weithin sichtbar. Es heißt, daß Pyramidenpappeln den fremden Franzosen im Krieg um 1810 als Richtzeichen für ihre Durchmärsche dienen sollten.

Früher durfte sämtliches Brennbare, was man loswerden wollte, verbrannt werden und zwar in einem Mindestabstand von 50m von Gebäuden. Die erste Verordnung über das Entsorgen von pflanzlichen Abfällen stammt aus dem Jahre 1974. Darin war das Verbrennen von Abfällen nur einmal in der Woche genehmigt.

Seit 1978 ist das Verbrennen sämtlicher Abfälle verboten. Als Ersatz werden Ausästeholz, Sträucher, Heckenausschnitt u.a. gebündelt von der Grünschnittabfuhr der Kreisabfallwirtschaft abgeholt. Ungebündelt kann Grünschnittmaterial bei der zuständigen Kompostierungsanlage abgeliefert werden.

Beerdigungen: Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Kränze für die Verstorbenen oft in Haushalten selbst angefertigt. Das gehört seit etwa 1970 der Vergangenheit an. Nach 1990 werden fast nur noch Kränze mit einer langen oder Querschleife überreicht. Einen Geldbetrag zu überreichen statt eines Kranzes oder einer Blumenschale, nahm etwa um 1970 seinen Anfang. Auch Sträuße werden seit dieser Zeit am Grab niedergelegt.

Ein Eisenbahnpersonenwagen 4. Klasse mit Türen an den Kopfenden stand in Texsas am Resebrink, etwa 30m von der Hauptstraße entfernt, an der Bachseite und wurde von der Familie Wilhelm Sempf, geb. in Texas, von 1933 bis 1936 bewohnt. Als W. Sempf seine Wohnung Neue Heerstraße 1 nach Gerichtsbeschluß räumen mußte und keine andere Wohnung fand, entschloß sich die Gemeindevertretung in Höfingen zu dieser Notunterkunft. 1936 machte die Kreisverwaltung diesem Zustand ein Ende und die Familie Sempf ist in die ehemalige, leerstehende Wohnung wieder eingezogen. Wilhelm Sempf verstarb 1944 bei einem Fliegerangriff in Hannover.

Ein neuer, niedriger Transformator wurde 2002 oben im Dorfe auf die Stelle des kurze Zeit vorher abgerissenen Feuerwehrgebäudes gestellt. Der alte hohe stand 25 Meter daneben.

Die Fernsprechzelle befindet sich in der Dorfmitte seit etwa 1975.

Fachwerkhäuser in Dörfern standen bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nicht unter Denkmalschutz. Meistens wurden sie wegen eines Neubaues an gleicher Stelle abgerissen.
Quelle: Konrad Diekmann, So war es früher (Seite 85 ff)