+ + MORPHYS SPIEL + +


Als Stolz der Schachwelt galt Morphy, weil er in seiner allzu schnell beendeten Karriere zeigte, dass er nicht nur der stärkste Schachspieler seiner Epoche war, sondern vermutlich das größte Naturtalent aller Zeiten. Kummer bereitete, dass er das Spiel so früh an den Nagel hängte, es später zu hassen begann und in geistiger Umnachtung starb. Keine Figur der Schachgeschichte ist so legendenumwoben wie Paul Morphy, der am 10. Juli 1884 starb – ein geheimnisvoller, genialer junger Mann, der aus dem Nichts auftauchte, ins Nichts entschwand, der Partien spielte, die zu den schönsten gehören, die die Welt je gesehen hat, und dessen Spielstärke doch niemand je wirklich auf die Probe stellte, weil seine Gegner ihm so hoffnungslos unterlegen waren, dass es zu keinem gleichwertigen Kampf kam.

Wer kann seine wahre Stärke ermessen? 'Morphy', schreibt Bobby Fischer, 'hat in der Genauigkeit seines Spiels vielleicht alle Schachspieler übertroffen, die je gelebt haben. In einem Wettkampf könnte Morphy jeden heutigen Spieler schlagen.' Reuben Fine formulierte es noch eindrucksvoller: 'Man stelle sich Joe Louis in seiner Glanzzeit vor, wie er in einem Land kämpft, in dem sein gefährlichster Gegner 1,65 m groß ist und 135 Pfund wiegt.'