Das Denkmal im November 2010!

DEWEZET, 17.10.1962

Zwei Düsenjäger explodierten auf dem Süntel

Die beiden belgischen Piloten starben / Unfallursache noch ungeklärt


Am Dienstagmorgen kurz nach elf Uhr bohrten sich zwei Düsenjäger vom Typ E 84 in die Hohe Egge, die mit 440 Metern der höchste Punkt des Süntels ist. Die beiden Piloten der belgischen Maschinen wurden zerfetzt. Sie hatten sich an einer Heeresübung beteiligt und befanden sich auf dem Rückflug zu ihrem Standort Kleinebrogel in Belgien. Noch ist es ein Rätsel, wie sich das Unglück ereignet hat, ob die beiden Jäger vor dem Absturz in der Luft zusammenstießen oder infolge der schlechten Sicht in den Süntel rasten.

Drei Waldarbeiter und ein Forstaufseher, die ungefähr 200 Meter von der Unfallstelle entfernt waren, hörten nach lautem Motorenlärm nur plötzlich den Knall eines Aufschlages in dem stillen Wald. Im Nebel, der fast den ganzen Tag über Bäume und Felsen den Gipfel des Süntels in einen dichten grauen Schleier hüllte, sahen sie nur wie dicke Bäume in Sekundenschnelle weggefegt wurden.

Nach einem zweiten ohrenbetäubenden Krachen warfen sie sich entsetzt hinter Felsen. Einer erzählte später stockend, noch ganz unter dem Eindruck seines furchtbaren Erlebnisses stehend: 'Es war ein grauenhaftes Feuerwerk. Wir warfen uns hinter die Steine, und die Brocken flogen uns die Ohren!'


Eine F84-F Thunderstreak
Zwei Flugzeuge dieses Typs verunglückten im Süntel.
Die Aufnahme wurde von Dirk Hartmann in Kleinebrogel - dem
Standort der verunglückten Piloten - gemacht.


Ein Wanderer, der sich während dieses nebligen Morgens etwa hundert Meter von dem Absturzort entfernt aufhielt, wurde mit Erde und Tannennadeln überschüttet und erlitt einen Nervenschock. Noch jemand erlebte das schreckliche Unglück mit, es war der Wirt von der 'Eulenflucht'. Er benachrichtigte sofort den Katastropheneinsatz des Landkreises Springe unter der Leitung von Oberkreisdirektor Dr. Jahn.

Die Freiwillige Feuerwehr aus Bad Münder, die schon nach kurzer Zeit an der Unfallstelle, die etwa 800 Meter entfernt vom Süntelturm ist, eintraf, konnte den Brand nach einer Stunde löschen, den die explodierenden Düsenjäger im Wald verursacht hatten.

Zunächst mußten Feuerwehr und Polizeibeamte machtlos zusehen, wie immer mehr Munition explodierte, sie konnten nicht an die verstreuten Wrackteile herankommen, die sich auf einer Fläche von etwa zwei Quadratkilometern verstreut hatten. So konnte man auch lange Zeit nicht feststellen, wieviel Menschen verunglückt waren und um was für Flugzeuge es sich handelte. Später fand man unter den herumgeschleuderten Teilen ein Stück von der Maschine, auf dem ein Typenschild mit amerikanischer Aufschrift genietet ist, und ein Band aus Stoff mit belgischem Namen.




Mit etwa 20 bis 30 Helfern war zunächst nur der Katastrophen-Einsatz des Landkreises Springe an der Unfallstelle. Den Männern boten sich grauenhafte Bilder. Etwas später kam auch die Polizei des Landkreises Hameln-Pyrmont. Auch die Hannoversche Kriminalpolizei und der Regierungspräsident wurden benachrichtigt. Deutsche, britische und belgische Offiziere trafen später auch am Süntelturm ein. Die Unfallstelle war hermetisch abgesichert, denn die herumliegenden Munitionsteile bedeuteten eine große Gefahr. Angehörige des Luftrettungsdienstes und ein Vertreter der Staatsanwaltschaft fuhren am Dienstag auch zur Unfallstelle.

Den ganzen Tag über dauerten die Arbeiten auf dem Süntel an. Die Männer waren schweigsam, und ihre Gesichter sahen grau aus. Die Luft war mit dem Brummen der Hubschrauber erfüllt. Durch die sonst so stillen Süntelwege ratterten Löschfahrzeuge, Funkwagen und Militär-Kraftfahrzeuge. Am Abend sicherte die Bundeswehr die Unfallstelle von allen Seiten ab. Die Scheinwerfer der letzten Fahrzeuge bohrten sich in die dichten Nebelschwaden, und eine Kette von etwa 50 Bundeswehrsoldaten bewachte mit Gewehren den stillen, grauenhaften Platz auf dem die Trümmer lagen.



DEWEZET, 23.10.62 Bergungsarbeiten dauern an
Bad Münder. - Bei den beiden Piloten, die am Dienstagvormittag beim Fluzeugunglück im Süntel ums Leben kamen, handelt es sich um den 28jährigen Oberleutnant Jahn Lovens un den 21jährigen Unteroffizier Alois Vertongen. Lovens, der aus Gerdingen stammt, hatte vor kurzer Zeit erst geheiratet. Wie bereits berichtet, waren die Maschinen der beiden Piloten in Kleinebrogel stationiert. Die Bergungsarbeiten belgischer, britischer und deutscher Soldaten dauerten am Mittwoch noch an. Über die Unfallursache kann zur Stunde nichts Genaues gesagt werden.

39 Jahre nach dem Unfall wurde im Süntel ein Denkmal zur Erinnerung an die beiden Piloten aufgestellt. Das Denkmal steht auf halber Höhe am Steinweg zwischen dem Falltal und dem Süntelturm - unmittelbar neben der Absturzstelle! Es wurde von D. Hartmann aus Hülsede aufgestellt. Seine E-Mail-Adresse lautet: Hartmann.Huelsede@gmx.de

Dirk Hartmann hat zahlreiche Informationen zum Absturz gesammelt. Er hat mit Kollegen und Angehörigen der Piloten gesprochen. So verfügt er auch über genauere Informationen als die Zeitungen 1962.
  • So waren die Flugzeuge nicht auf dem Weg zu ihrem Heimatstandort. Sie sind vielmehr um kurz nach 10:00 Uhr in Kleinebrogel gestartet und waren Richtung Bergen Hohne unterwegs, um dort an dem Manöver 'Autumn Double' teilzunehmen.
  • Die beiden Piloten haben von ihrem Heimatstützpunkt falsche Wetterinformationen bekommen.
  • Die Nachforschungen wurden durch die Tatsache erschwert, daß die Piloten Flugzeuge einer anderen Staffel flogen.
  • Laut Aussage des Forstaufsehers Klose ereigneten sich die beiden Abstürze im Abstand von ungefähr zehn Sekunden. Neben dieser Tatsache sprechen auch Fotos - die in gleicher Höhe abgebrochene Bäume zeigen - dafür, daß die Flugzeuge nicht in der Luft zusammengestoßen sind, sondern infolge der schlechten Sicht in den Süntel rasten. Nach Aussage von D. Hartmann waren 400 Meter zur damaligen Zeit eine gebräuchliche Flughöhe.
  • Der Name eines Piloten war Loyens(und nicht Lovens).
In der Personalverlustliste der Belgischen Luftstreitkräfte (XII BELGIAN AIRFORCE / LT AVN 1946 ...) gab es folgende Einträge:
  • LOYENS, Jahn Joseph
  • Dienstgrad: Leutnant
  • Geburtsdatum: 28.8.34
  • Geburtsort: Vlijtingen
  • 23. SQN 10 WING
  • Flugzeugnummer FU 98
  • VERTONGEN, Alois Anna Baldwin
  • Dienstgrad: 1. SGT
  • Geburtsdatum: 03.10.41
  • Geburtsort: Moerzeke
  • 23. SQN 10 WING
  • Flugzeugnummer FU 101

Aus Belgien haben wir Fotos aus dem privaten Fotoalbum der Familie Vertongen bekommen.

Vielen Dank!

Kopfbild    im Flugzeug    mit Familie    Haltegurt    Beisetzung

Wrackteile



Da der Vorname auf dem ersten Schild falsch geschrieben war,
wurde es bereits nach kurzer Zeit durch das unten stehende Schild ausgewechselt.



Gespräch mit einer Augenzeugin

Das Wetter am 16.10.1962
Laut www.wetterzentrale.de betrug die Durchschnittstemperatur an diesem Tag 10,4 Grad (7,5-12,7). Es fiel 0,8 mm Regen bei einer Sonnenscheindauer von 0,2 Stunden. Laut Ausage von Ralf Schulte war es den ganzen Tag sehr diesig. 'Es war ein Tag, an dem man besser im Haus bleibt.'

Am 23.06.2007 habe ich mich mit Frau C. Werner in ihrem Garten am Ortsausgang von Höfingen-Texas getroffen. Es dürfte sich hier um einen der höchsten Punkte von ganz Höfingen handeln. Frau Werner erinnert sich:
'Hier war ich auch am 16.10.1962 und habe im Garten gearbeitet. Die Bäume waren vor 45 Jahren viel niedriger als heute. Man konnte bei gutem Wetter sehr viel sehen. Ich kann mich aber an das Wetter an diesem Tag nicht mehr erinnern. Ich meine, dass an diesem Morgen mehrere Flugzeuge in der Luft waren. Plötzlich kamen zwei Flugzeuge aus Richtung Hameln, die über meinen Kopf Richtung Süntel geflogen sind. Die Flughöhe war extrem niedrig. Ich hatte das Gefühl die Flugzeuge würden PACKEN spielen. Die Flugzeuge flogen weiter in Richtung Hoher Nacken. Ich habe dann wieder gearbeitet. Plötzlich war alles ruhig. Ich habe noch gesagt: So, jetzt sind sie in den Berg gefahren.


Und noch ein Absturz!

Auszug aus der Schulchronik von Pötzen

Lehrer Peter:

Am Montag, dem 2. Mai 1932, stürzte auf dem Kamm des Süntels, etwa 10 Minuten westlich des Süntelturms im sogenannten Forstort MAUER, das Verkehrsflugzeug D 765 der Deutschen Lufthansa AG im dichten Nebel, als in die Wipfel der Bäume geriet, ab. Während Motor und Kabine nur leichte Beschädigungen aufwiesen, wurden Propeller, Tragflächen und Steuer vollständig zertrümmert. Bald nach Bekanntwerden des Absturzes wurde die Unfallstelle von Hunderten von Einheimischen und Fremden besucht, die sich kleine Andenken vom Flugzeug in Gestalt von Propeller- oder Tragflächenstücken mitnahmen. Die Überreste des abgestürzten Flugzeugs holte ein Landwirt aus Pötzen vom Berge, und ein Lastkraftwagen brachte sie nach Hannover.


DEWEZET 03.05.1932

Verkehrsflugzeug bei Pötzen abgestürzt


Pötzen. Ein Verkehrsflugzeug der Strecke Köln-Hannover ist am Montagnachmittag im Nebel oberhalb von Pötzen abgestürzt. Die Maschine wurde bei dem Aufprall gegen die Bäume stark beschädigt; die Passagiere und der Flugzeugführer kamen mit leichten Hautabschürfungen davon.

Im einzelnen erfahren wir über den Unfall folgendes: Gestern nachmittag, kurz nach 14 Uhr, geriet die Fokker-Maschine D 765 der Lufthansa, die mit drei Passagieren, dem Piloten Heumann und einem Begleiter besetzt war, am Süntel in eine dichte Nebelwand. Der besseren Sicht halber ließ der Flugzeugführer die Maschine etwas niedergehen, wobei er auch tatsächlich aus dem störenden Nebel herauskam. Bei diesem Manöver aber hatte das Flugzeug anscheinend zuviel Höhe verloren, und Heumann konnte nicht mehr verhindern, daß eine Tragfläche die Baumwipfel des Waldes streifte. Dabei wurde die Maschine herumgerissen, und der Propeller, der gegen die Zweige schlug, zertrümmert. Darauf sackte der Apparat zwischen den Bäumen durch und rammte mit der Spitze in den Boden. Die Tragflächen brachen ab und blieben zum Teil in den Zweigen hängen. Glücklicherweise blieben die Insassen unverletzt; mit geringfügigen Hautabschürfungen und Quetschungen, die sie bei dem Anprall auf den Boden erhalten hatten, konnten sie die kaum beschädigte Kabine verlassen.

Schon nach kurzer Zeit wurde aus dem nahegelegenen Pötzen Hilfe gebracht. Ein Auto, das aus Hameln angefordert wurde, brachte die Passagiere und die Post unverzüglich zum Bahnhof Hameln, wo sie ihre unterbrochene Fahrt mit der Eisenbahn fortsetzen konnten.

Bald darauf erschien die Luftpolizei aus Hannover an der Unfallstelle, um die Ursache des Unglücks zu untersuchen und den Tatbestand aufzunehmen.