Bergbau im Süntel

aus einem Artikel von Stadtbaumeister Gottfied Kastl, verst. 1990

Wer im östlichen Teil des Süntels wandert, dem begegnen die Spuren des auflässigen Kohlebergbaus auf Schritt und Tritt. Wie Warzen im struppigen Waldgesicht des Gebirges buckeln Halden auf. Daneben kauern sich tiefe Bingen, die Spuren alter Schächte, in den Waldboden. Frühere Stolleneingänge bringen goldrotes Wasser aus den Hohlräumen, die nach dem Abbau von Kohle im Berg entstanden. Es ist, als ob der Süntel blute. Zu Rost zerfallender Pyrit,den die Süntelkohle reichlich enthält, ist die Ursache dieses Ockerreichtums der Bergwässer.



Die Stadt Münder hat von 1809 bis etwa 1865 gewinnbringenden Kohlebergbau in ihren Waldungen im Süntel betrieben. Mit der fachtechnischen Leitung des Werks beauftragte der mündersche Magistrat den Obersteiger Christian Rave. Er stand im Ruf eines äußerst sachkundigen Bergmannes. Mit seinem Abschlußbericht führt der Oberbürgermeister aus Clausthal (Harz), der im Mai 1819 im Auftrag der Regierung das städt. Süntelbergwerk zur Kontrolle befuhr, u. a. aus: 'die dortige Steinkohlen-Niederlage ist sehr bedeutend. Mit wahrem Vergnügen befuhr ich dien bergmännisch wohl eingerichteten und sehr regulär betriebenen Bergbau, welcher denjenigen Beamten, welche den Betrieb leiten, Ehre macht.'


Übertagebauten des Tonnlägischen Schachts von 1949


Mit dem Stadt und Bürgervergleich, abgeschlossen zwischen der Stadt und der Reihebürgschaft Münder, erhielt die Reihebürgschaft 1874 das Eigentum an den Süntelforsten einschließlich Bergwerk, Gasthaus Bergschmiede mit der zu dieser Zeit hier noch bestehenden und eigens für das Bergwerk angelegten Schmiede und die Ziegelei. Die Reihebürgschaft verpachtete 1882 das Süntelbergwerk an Obersteiger Christian Hupe. 1895/96 stellte die Reihebürgschaft den Süntelbergbau ein, nachdem es jetzt qualitativ bessere Kohle aus dem Ruhrgebiet gab.



Noch einmal wurde der 'Pütt', wie die Bergleute ihr Bergwerk nannten wieder in Betrieb gesetzt: Einige Jahre nach dem 1.Weltkrieg durch die Ilseder Hütte und nach dem 2.Weltkrieg von 1945 bis 1949 durch die Steinkohlebergwerk G.m.b.H.. Von der Vielzahl der Schächte, wohl etwa 40 an der Zahl, waren die bekanntesten der Gülich- und der Georgsstollen, die beiden Wasserradschächte, der Rave-, der Berta- und der Christianschacht. Nun , wo hohe Bäume auf den Halden gewachsen sind, kann man nicht sagen, daß der Kohlebergbau im Süntel landschaftszerstörend gewirkt hat; im Gegenteil, er hat das Kleinrelief der Süntelberge und -täler geheimnisvoll bereichert.


Steinbrecher an der Wand um 1900

Der Süntel, ..., gliedert sich in den südöstlichen Sandstein-Süntel und den nordwestlichen Kalkstein-Süntel. Der Sandstein-Süntel hat als Hauptgestein den Wealdensandstein der unteren Kreidezeit, der die höchsten Punkte mit der hohen Egge und Süntelturm bildet (441 m ü NN). Nur in den Wealdengesteinen sind Kohleflöze anzutreffen. Im 100 m niedrigeren Kalkstein-Süntel bildet der harte Korallenoolith des oberen Jura schroffe Formen und hohe Felswände. Der Sandstein des Süntels wurde früher in mehreren Steinbrüchen, vor allem im Gebiet der Jahnhütte oberhalb von Welliehausen, gewonnen und für architektonische Zwecke verwendet (u. a. beim Rattenfängerhaus in Hameln, Schloß Barntrup, ein Flügel von Schloß Schwöbber, Teile von Schloß Hämelschenburg). Der Korallenoolith wird in sehr großen Steinbrüchen bei Pötzen, bei Segelhorst und oberhalb von Hamelspringe für den Straßenbau gebrochen.


Der letzte Kran Aufnahme von 1951


Aufnahme aus dem Jahr 1910