Das große Süntel-Rätsel


Man mag es kaum glauben! Grüner Altar, Teufelskanzel und Hirschsprung sind die Highlights des Süntels. Aber es gibt in der Literatur und im Internet Unmengen verschiedener Meinungen über die Benennung dieser Punkte.

Laut Ingeborg Müller (Sonntagsausflug) bezeichnen Teufelskanzel und Grüner Altar ein und dieselbe Stelle.

Diese Aussage steht im krassen Widerspruch zu einem Text des Prospektes 'Hohenstein-Spaziergang' der Stadt Hess. Oldendorf: 'Zwischen Grünem Altar und dem eigentlichen Hohenstein liegt die so genannte Teufelskanzel, auch Trudenstein genannt.'

Laut Annemarie Rein-Piepho (Dewezet, 25.10.2008) bezeichnen dagegen Hirschsprung und Teufelskanzel den gleichen Punkt (rechts im Bild).

Laut Wikipedia sind es drei verschiedene Punkte. 'Der Hohenstein gilt als alte germanische Kultstätte, die dem Gott Donar gewidmet war. Um diesen Berg und seine Felsvorsprünge Hirschsprung, Grüner Altar und Teufelskanzel ranken sich zahlreiche alte Sagen.'



In dem Buch 'Das kleine Süntelbuch' von Karl Spilker werden Grüner Altar und Teufelskanzel als der gleiche Ort angesehen!
In einem Buch mit Wandervorschlägen aus dem Jahr 1912 steht in dem Artikel VON OLDENDORF ZUM HOHENSTEIN folgender Satz:
'..., dann wieder rechts ab den Klippenweg, der unter den Felsen hinführend großartige Blicke auf sie gewährt. Er zieht sich schließlich im jungen Buchenwalde hinauf zur Teufelskanzel.'
Das würde bedeuten, das Grüner Altar und Teufelskanzel identisch sind. In keinem Fall können Hirschsprung und Teufelskanzel identisch sein, da in dem Buch eine Wanderung VON DER TEUFELSKANZEL ZUM HIRSCHSPRUNG erwähnt wird!
Eine völlig andere Sichtweise steht in dem Artikel von Ulrich Manthey 'Süntelwanderungen am Ende des 18. Jahrhunderts'.
Fahrt nach dem Hohenstein (1799)
Sieben Jahre, nachdem der Hofbotaniker Ehrhart seine Süntelexkursion unternommen und darüber berichtet hat, notiert August Ludolf Friedrich Schaumann seine Erlebnisse bei einem Ausflug in den Süntel in sein Tagebuch. Der 21jährige Schaumann, Fahnenjunker im 13. Infanterieregiment, ist zu dieser Zeit mit seiner Kompanie im Süntel einquartiert. [..] Unter alten Eichen steht die Gruppe am Rande des Hohensteins und genießt das prachtvolle Panorama. [..] Nachdem man sich sattgesehen hat, wird ein Feuer entfacht und Kaffee gekocht. Man holt Wasser, zerhackt Holz, sammelt Erdbeeren, errichtet Tische und Sitzgelegenheiten aus Steinen und Schieferplatten. Nach dem Verschmausen des vorausgeschickten Köstlichkeiten, Plaudern und Rauchen, verbringt man den Nachmittag mit Spazieren, Herumklettern zwischen Felsen, unter denen der Hexenaltar und die Teufelskanzel merkwürdig waren , [..]


Sind es doch zwei verschiedene Punkte? Dagegen spricht ein Text, den Wilfried Koch in einem Büchlein 'Sagen und Geschichten aus dem Kreise Hameln-Pyrmont und dessen nächster Umgebung' gefunden hat. Das Büchlein wurde von Fr. Meißel im Jahre 1912 herausgegeben.


Auf neueren Landkarten unten ist der Grüne Altar ungefähr 300 Meter östlich der Schutzhütte eingezeichnet. Dies wäre eine völlig neue Variante! Wenn die Karten die Wahrheit sagen, dann liegen alle in der Literatur und im Internet veröffentlichten Fotos falsch!

Auf der alten Landkarte von 1955 ist die Teufelskanzel an der Stelle der Hirschkuppe eingezeichnet!



DIE LÖSUNG

Der westliche Felsen heißt Hirschsprung. Der Sage nach soll von diesem der weiße Hirsch vor seinen Verfolgern abgesprungen und unverletzt entkommen sein. Der Ostfelsen (341m) wird 'Sinngrünalter' oder 'Teufelskanzel' genannt. Der Name sagt, dass der Felsen in heidnischer Zeit eine Kultstätte war, die in christlicher Zeit 'Teufelskanzel' genannt wurde. Es gibt kaum einen zweiten Berg im Weserbergland, an dem sich die kultischen Sagen so häufen wie um den Hohenstein. Er war ein Hauptheiligtum der Cherusker und später der Sachsen. Der Wald war ein heiliger Hain.
Quelle: Sagen und Geschichten rund um Hessisch Oldendorf
Herausgeber: Zusammenschluss der Beherbergungsbetriebe in Hessisch Oldendorf

Fazit: Je mehr man recherchiert, desto größer werden die Unstimmigkeiten. Selbst Quellen, die hunderte von Jahren alt sind, ergeben unterschiedliche Ergebnisse. Trotz widersprüchlicher Fakten scheint es so zu sein, dass der Felsen, der auf dem Bild ganz oben links zu sehen ist die Namen 'Grüner Altar' (in heidnischer Zeit) und 'Teufelskanzel' (in christlicher Zeit) trägt.


DEUTSCHE GRUNDKARTE - HISTORISCH

Der Auszug aus der deutschen Grundkarte bestätigt die These, dass beide Namen den gleichen Ort benennen.



Quelle: Auszug aus den Geobasisdaten der Niedersächsischen Vermessungs- und Katasterverwaltung (C)2014

www.lgln.de