Die Süntelbahn
Teil I



Wenn man bedenkt, daß eine Bahn in wirklich öder Gegend Geschäfte macht, so steht hier derselben reicher Gewinn in sicherer Aussicht. Wie werden sich die Holzverkäufe im Süntel und Deister besser gestalten, die vielen Kalksteinbrüche werden bessere Renten ergeben und für die Landwirtschaftbedeutet es einen enormen Aufschwung.

Mit diesen Worten beschrieb die Neue Deister Zeitung am 20. April 1893 vorausschauend das Potential einer Eisenbahnstrecke im Deister-Sünteltal.

Elf Jahre später wurden Planungen Realität und der erste Teilstreckenabschnitt zwischen Groß Nenndorf und Lauenau eingeweiht. Am 19. Juni1905 folgte die Eröffnung der Stecke Bad Münder - Eimbeckhausen.



Tatsächlich brachte die Eisenbahnanbindung einen wirtschaftlichen Aufschwung mit sich - insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren. Zu Zeiten des Wirtschaftswunders war auch der Bedarf nach Möbeln groß. Davon profitierten insbesondere die Bewohner des Deister-Sünteltals mit seinem reichen Holzvorkommen.

Auf den fünf münderschen Bahnhöfen herrschte reger Betrieb, Rohmaterial wurde geliefert, fertige Produkte wurden verladen. An der Station Eimbeckhausen etwa wurde aufgrund der zahlreichen Stuhl- und Möbelfabriken in Eimbeckhausen, Schmarrie, Rohrsen und Beber besonders viel Ware verladen.

Doch nicht nur Möbel wurden transportiert - auch gefällte Bäume, Tiere, Futter, Kunstdünger sowie Maschinen für die Landwirtschaft gehörten dazu, ebenso Kohle zum Heizen, Baumaterial und Quarz für die Glasherstellung. Neben dem Güterverkehr gewann auch die Personenbeförderung immer größere Bedeutung.

Der letzte offizielle Personenfahrplan der Strecke von Haste nach Hameln - Zunehmend setzte die Deutsche Bundesbahn zunächst sonntags und schließlich auch werktags Busse ein. Ende Mai 1968 wurde der Personenverkehr endgültig eingestellt.


Für die Bewohner des Deister-Sünteltals brachte die Bahnanbindung Modernität mit sich; die Verkehrsanbindung verbesserte die Infrastruktur maßgeblich und vermittelte auch nach außen den Eindruck einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung. Aus diesem Grunde wurden Eisenbahnstationen gerne auf Postkarten gezeigt. [..]

Mit der rasanten Verbreitung von Autos ging die Ära der Deister-Süntelbahn zu Ende: 64 Jahre nach der Einführung wurde im Mai 1968 der Personenverkehr eingestellt. Der Güterverkehr lief zunächst weiter, doch 1976 war dann endgültig Schluss.

In den Folgejahren wurde die Bahnstrecke schrittweise abgebaut - die offizielle Stilllegung der Teilstrecke zwischen Bad Münder und Eimbeckhausen erfolgte am 29. Mai 1988.

Am 16. und 17. April, fuhr die Dampfeisenbahn Weserbergland den letzten Dampfsonderzug. auf der Strecke. 1996 wurde der Restverkehr von Bad Münder - Deister nach Bad Münder - Stadt eingestellt.
Neue Deister Zeitung / 16. April 2018 / Juliet Ackermann

Die Süntelbahn bei Wikipedia

Die Süntelbahn war eine eingleisige Nebenbahn durch das Deister-Süntel-Tal zwischen Bad Münder und Bad Nenndorf in Niedersachsen. Sie zweigte von der Bahnstrecke Hannover-Altenbeken ab und mündete in die Deisterbahn. Ihr Name stammt von dem südwestlich gelegenen Mittelgebirgszug Süntel.

Die von den Preußischen Staatseisenbahnen gebaute Strecke hatte für den Personenverkehr nur geringe Bedeutung, aber beträchtlichen Güterverkehr. Sie diente auch dem durchgehenden Verkehr von Güterzügen zwischen Seelze und Hameln. Durch die Inbetriebnahme der Empelder Kurve an der Güterumgehungsbahn Hannover 1973 sank die Bedeutung der Verbindung.

Die Eröffnung erfolgte in drei Schritten: Am 14. Oktober 1904 wurde der Abschnitt Groß Nenndorf (jetzt Bad Nenndorf)-Lauenau eröffnet, am 25. März 1905 der Abschnitt Lauenau-Eimbeckhausen und am 19. Juni 1905 war die gesamte Strecke befahrbar. Mit fünf täglichen Zugpaaren wurde die Strecke in Betrieb genommen, daran hat sich bis zur Einstellung nicht viel geändert: Auch 1968 waren es fünf werktägliche Zugpaare und mittags zwei Züge zwischen Haste und Lauenau. Allerdings fuhren die Personenzüge zwischen Haste und Hameln durch, so dass das Umsteigen in Bad Nenndorf Nord und Bad Münder entfiel.

Ab 28. Mai 1968 wurde der Personenverkehr eingestellt, der Güterverkehr etappenweise: 1974 Lauenau-Eimbeckhausen, wobei das Stück Lauenau-Messenkamp bis 1. Juli 1983 noch befahrbar blieb, und am 26. Mai 1988 die Abschnitte Bad Nenndorf Nord-Lauenau und Eimbeckhausen-Bad Münder Stadt. Nur zwischen Bad Münder und Bad Münder Stadt wurde noch bis zum 31. Dezember 1995 Güterverkehr angeboten. Bereits 1989 begann der Streckenabbau zwischen Bad Nenndorf und Lauenau. Der Bahnhof Bad Nenndorf Nord ist der heutige S-Bahn-Haltepunkt Bad Nenndorf. Seit 1873 gab es Bemühungen um eine Verbesserung des Bahnanschlusses. 1885 wurde ein Komitee gegründet. Unter anderem war auch eine Zahnradbahn geplant, die von Messenkamp nach Egestorf (Deister) mit Streckenführung durch das Walterbachtal und über den Nienstedter Pass verlaufen sollte. Auch eine Verbindung zur Rinteln-Stadthagener Eisenbahn durchs Auetal war einmal geplant.

Die Bahnhöfe



Bad Nenndorf Nord
Der Bahnhof hieß bei der Eröffnung noch Groß Nenndorf, seit Oktober 1929 Bad Nenndorf Nord, und heute Bad Nenndorf. Er wurde aufgrund der schon vorhandenen Anlagen der Deisterbahn als Keilbahnhof gebaut. Die Süntelbahn verkehrte auf der ursprünglichen Straßenseite. Dort gab es mindestens zwei Gleise, auf der Deisterbahn mehr, und auch einen überdachten Hausbahnsteig. Das Empfangsgebäude von 1872 wurde 1935/36 abgerissen und dafür ein neues Gebäude quer zwischen beiden Strecken errichtet.

Bad Nenndorf
Hier gab es ein Empfangsgebäude mit Güterschuppen, zeitweilig gab es hier auch ein Ladegleis. Die Empfangsgebäude von Bad Nenndorf, Rodenberg, Lauenau und Bad Münder Stadt waren in einem ähnlichen Stil gebaut: Ein massives, eineinhalbgeschossiges Gebäude, auf der einen Seite die Wartesäle und auf der anderen Seite ein Güterschuppen angeschlossen, beides in Fachwerkbauweise.

Rodenberg
Ein Empfangsgebäude und ein Kreuzungsgleis. Die Ladegleise lagen nördlich des Gebäudes.

Lauenau
Auch hier war neben dem Empfangsgebäude ein Kreuzungsgleis vorhanden.

Messenkamp
Hier befand sich nur ein kleines Fachwerk-Empfangsgebäude mit Güterschuppen. Aber auch ein Kreuzungsgleis gab es.

Eimbeckhausen
Hier war ein Empfangsgebäude mit Güterschuppen, ursprünglich aus Fachwerk, später ein massiver Bau. Ein Kreuzungsgleis gab es, nördlich außerdem zwei Ladegleise, westlich war ein Anschluss zur landwirtschaftlichen Genossenschaft.

Egestorf-Bakede
Dies war nur ein Haltepunkt, mit nur einem Wartehäuschen, später wurde auch ein Güterschuppen gebaut.



Hamelspringe
Ein Empfangsgebäude ist spiegelbildlich baugleich mit Messenkamp. Die Gleisanlagen bestanden aus einem Durchgangsgleis, einem Überholgleis 475 m lang, zwei Ladegleisen, wovon eins an der Rampe des Güterschuppens am Empfangsgebäude endete. Das zweite Gütergleis lag parallel zur gepflasterten Ladestraße. Ein drittes Ladegleis kreuzte die Ladestraße und endete an einem weiteren Güterschuppen. Mit Einstellung des Personenverkehrs wurde der Bahnhof im Mai 1968 geschlossen und alle Gütergleise und Signale, sowie das Überholgleis bis 1969 abgebaut. Das Durchgangsgleis und die Lichtsignale Hp 0 zur Überwachung des Bahnübergangs der K 72 wurden im Zuge des Streckenabbaus bis 1992 abgebaut.



Bad Münder Stadt
Auch hier war ein Empfangsgebäude, es gab ein Kreuzungsgleis und Ladegleise. Hier siedelte sich 1932 eine Glasfabrik an, die heute zur Ardagh Packaging Group gehört.

alte Zeitungsartikel


DEWEZET 24.02.1930


DEWEZET 25.03.1931


DEWEZET 25.03.1950

Die Reste der Bahn im 21. Jahrhundert


Lediglich zwischen Bad Münder und Bad Münder Stadt existieren noch alte Gleise.






Quellen:

Vielen Dank an Thomas Grahl!