Vielen Dank an André Jaech für das Bild! (2019)
Das Wessel-Denkmal ist ein längst vergessenes 'Kulturgut' unserer Region. Ein Wunder ist das sicherlich nicht, denn es steht ja im engen Zusammenhang mit dem 'dritten Reich'. Geschichte an die in Deutschland niemand gern erinnert wird. Dennoch ist es ein Stück Heimatgeschichte, die nicht ganz in Vergessenheit geraten sollte.
Horst-Wessel, ein Anführer der damaligen SA wurde am 09.12.1907 in Bielefeld geboren. Nach seinem Tode wurde er von der NS-Bewegung als Märtyrer gefeiert, und das von ihm verfaßte "Horst-Wessel-Lied" (Die Fahne hoch) wurde von 1933-45 ein Teil der deutschen Nationalhymne.
Nur sechs Jahre hat das gewaltige Horst - Wessel - Ehrenmal nach seiner Einweihung am 26.
Februar 1939 auf dem Süntel gestanden, als es am 20. April, 1945 von amerikanischen Millitär
zerstört wurde.
Anfang August 1933 fällt die Entscheidung, das Reichserntedankfest auf dem Bückeberg bei
Hagenohsen stattfinden zu lassen. Das ursprüngliche favorisierte Gebiet um Hoya wurde von der
Kommission verworfen, weil sich um Hameln viel bessere Verkehrswege befanden und aus
ideologischen Gründen der Bückeburg einmal mehr in das Konzept der Nazis passte. Es wurde
beschlossen, in den folgenden Jahren erneut hier Erntedankfeste stattfinden zu lassen. Der
Bückeberg wurde dazu regelrecht hergerichtet und unter enormen Anstrengungen landschaftlich
umgebaut. Der Festplatz fasste über eine Million Menschen.
Im indirekten Zusammenhang mit dem Reichserntedankfest stand eine andere Planung, die von der
Stadt Hameln betrieben wurde: das Ehrenmal für Horst Wessel. Da seine Vorfahren aus dem Raum
Hameln kamen sollte ein gigantisches Ehrenmal für Horst Wessel oberhalb der Sandsteinbrücke im
Süntel in direkter Sichtachse zum Bückeberg gebaut werden. So grüßte symbolisch Horst Wessel
vom Bergrücken des Süntels die Hunderttausende des Reichserntedankfestes auf dem
gegenüberliegenden Bückeberg. Der Ortsgruppenleiter der NSDAP, Karl Keese aus Unsen, soll als
erster den Vorschlag gemacht haben, zum Gedenken an Horst Wessel ein Ehrenmal auf dem Süntel
zu errichten. Der Vorschlag sei dann vom Kreisleiter Teich und dem SA-Standartenführer Kalusche
aufgegriffen und weitergereicht worden. Über den genannten Standort des Ehrenmals war man sich
anfangs nicht einig. Die Schaumburger hätten es gerne auf dem Amelungsberg bei Hessisch
Oldendorf gehabt. Für den Kreis Hameln - Pyrmont war es damals eine besondere Ehre für Horst
Wessel ein Ehrenmal bauen zu dürfen.
Doch wie sollte das Ehrenmal aussehen? Es wurde zu einem Wettbewerb aufgerufen an dem
15 Architekten teilnnahmen. Doch trotz eines ausgelobten Preises für den besten Entwurf war kein
Vorschlag dabei der die ungeteilte Zustimmung des Preisgerichts gefunden hatte.
Generalbauinspekteur Professor Speer, der die Gestaltung des Bückeberg leitete und dem
Preisgericht angehörte entschied, das erst einmal ein vorläufiges Ehrenmal für Horst Wessel gebaut
werden sollte, bis ein entgültiger Entwurf Zustimmung gefunden hätte. So wurde ein vorläufiges
Ehrenmal auf der Höhe des Süntel, etwa 1200 Meter östlich des Süntelturms auf dem Platz, auf dem
einmal das Reichsehrenmal für Horst Wessel errichtet werden sollte, gebaut. Es kam der Entwurf
vom Gartengestalter Wolf, Hameln, zur Ausführung.
Foto: j.schaper
Maurermeister Röbbecke in Pötzen war der Erbauer des Mahnmals. Es war Anfang 1938 bis auf die
Gestaltung des Platzes fertig gestellt worden. Auf einem Sockel erhob sich eine 1,60 m
quadratische, 12 m hohe Steinsäule, auf dessen Spitze ein fünf Meter hohes stählernes Hakenkreuz
krönte. Es hatte ein Gewicht von 1200 Kg. Da es einen Winddruck von 150 Kg (je qm) stand halten
musste, war es besonders in der Steinsäule verankert worden. Höchstwahrscheinlich ist es in
Einzelteilen auf die Säule geschafft und dort zusammengebaut worden. Um dieses Denkmal ist ein
breiter Vorhof gelegt, der von einer Bruchsteinmauer eingefasst wurde.
Die aus Naturstein bestehenden Mauersteine hatten eine Länge von 10 bis 40 cm und eine Höhe von
10 bis 20 cm. Innen war die Säule mit Bruchsteinen und Beton gefüllt, senkrecht stehende
Eisenstangen von 2 cm Stärke in 20 cm Abstand gaben dem Beton die nötige Standfestigkeit. Auf
dem Sockel um die Säule befand sich ein mit Bruchsteinplatten belegter Vorhof, welcher durch eine
Treppe zu erreichen war. Die Mauer, die den Vorhof einfasste, trug auf der Vorderseite in
Schmiedeeisen die Buchstaben 'Horst Wessel' als einzigen Schmuck dieses Bauwerks. Der Bau ist
meist in Handarbeit hochgezogen worden. Es diente allerdings ein fahrbarer Benzolmotor zum
Antrieb eines Betonmischers und einer Aufzugseinrichtung.
Friedel Renzel, Landwirt in Pötzen, berichtete, das er einige Tage dort Fuhrdienst mit einem
Pferdewagen geleistet hat. Die zum Bau erforderlichen Sandsteine mussten von Hand aus den
Steinbrüchen des Süntel aufgeladen werden. Sand, Kies und Zement wurden auf einen Hänger mit
einer Zugmaschine und einem Lastwagen von Bad Münder auf fester Straße bis etwa 800 Meter vor
die Baustelle gebracht. Hier wurde das Material - ebenfalls von Hand - auf Ackerwagen geladen und
die Weiterfahrt führte durch den Buchenbestand bis zur Baustelle. Der Verdienst für einen Mann
und das Gespann betrugen die Stunde drei Reichsmark.
Am 26. Februar 1939 fand die Einweihungsfeier statt. Die Ausrichtung der Feier und ihre Gestaltung
hatte die niedersächsische SA übernommen. Von Bad Münder, Flegessen, Unsen und Welliehausen
führten die Anmarschwege zum Mahnmal. Zu diesen Orten hatte die Reichspost einen
Omnibusverkehr eingerichtet.
Still ist es nach 1945 um die zerstörte Ehrenmalstätte und um Horst Wessel geworden. 1945 wurde
auf Befehl der Besatzungstruppen der Turm gesprengt. Der massive, steinerne Turm war bei der
Sprengung in zwei Teile zu etwa 5 Meter Länge zerborsten und liegt zum Teil unversehrt auf dem
Waldboden des Süntel. Die unwirklichen Blöcke fallen vorüber gehenden Wanderern kaum auf,
denn Büsche und Moos machen sie fast unsichtbar. Sonstige Reste vom Mahnmal liegen nirgends
herum. Treppenstufen und Steine waren nach dem Krieg begehrte Baustoffe für Häuslebauer. Das
eiserne Hakenkreuz wurde in kleine Teile zerschnitten und als Alteisen verkauft. Der
Aufmarschplatz, der mit Rasen bedeckt und von einer Fichtenhecke umgeben war, ist teilweise noch
zu erkennen.
Quelle: Konrad Diekmann Dies und Das - für jeden was
Der Steintisch in der Nähe des Denkmals!
Olympia Fruchtsaftgetränke am Horst-Wessel-Denkmal (2010)
Sollte die Flasche schon 50 Jahre alt sein?